Die Definition von Berufebruch

"Was verbindest du mit dem Begriff BERUFEBRUCH?", habe ich kürzlich in einem Post im Business-Netzwerk LinkedIn gefragt. Einer reflektierte sehr stark: Andreas Kels, pädagogische Fachkraft beim Jugendamt der Stadt Neuss. Daraus entwickelte sich ein interessanter Chat in den Kommentaren. Kels hat einer Veröffentlichung auf diesem Blog zugestimmt.

 

Andreas Kels: Moin, mit Berufebruch verbinde ich das bewusste und gewollte Aussteigen aus einer Arbeitstätigkeit in einen anderen Bereich. Persönlich empfand ich das als bereichernd. Ein:e Lagerist:in denkt und fühlt anders als zum Beispiel ein Jurist. Demnach sind andere Konversationen und Lebenserfahrungen vorhanden. Im sozialen Bereich sind ein breiter Horizont und Kenntnisse diverser Lebenswirklichkeiten für die Entwicklung von Empathie und Handlungskompetenz unabdingbar. Und körperliche Arbeit ist mindestens ein Ausgleich zur Kopfarbeit. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

 

Tolle Punkte, Andreas, die du da ansprichst. Bewusst und gewollt aussteigen aus einer Arbeitstätigkeit in einen anderen Bereich. Schöne Definition. Fast schon juristisch. Darunter kann ein jeder subsumieren: War es dann letztlich ein Berufebruch?

 

Andreas Kels: Ich habe keine Ausbildung zum Lageristen gemacht, Daniel. In meinen Beruf bin ich wieder zurückgekehrt. Jedoch muss ich sagen, dass mir die Kommissionstätigkeiten in einem Warenverteilungszentrum einer Spedition gut gefallen haben. Tolle Kolleg:innen und Vorgesetzte. Auf Dauer wäre der Verdienst etwas knapp gewesen. Da ich an einer Familiengründung Interesse hatte, arbeitete ich nach gut einem Jahr wieder Vollzeit als Sozialpädagoge.

 

Andreas, die Frage war eigentlich allgemein gemeint: War es denn letztlich ein Berufebruch? Aber danke für deinen Einblick in deine Vita. War der Punkt "Unterforderung" für dich bei deinem Lageristen-Job auch mal ein Thema?

 

Andreas Kels: Unterforderung nicht, eher eine gewisse Monotonie, die letztendlich wieder Lust auf Veränderung machte.

 

So etwas zu erkennen, genau das ist der Treiber. Nicht zu verwechseln mit Routinen. Die können helfen und geben Sicherheit. Aber Monotonie lähmt. Eben hörte ich in einem Clip, hier auf LinkedIn, eine Top-Managerin aus der Finanzbranche sagen: "Wenn man sich weiterentwickeln will, muss man sich verändern. ... Wer sich nicht verändert, bleibt stehen." Das war zum Thema "sich neu erfinden". Passt, oder?

 

Andreas Kels: Wer sich ändert, bleibt sich treu. Hat das nicht Biermann gesungen?

 

Stimmt.