Gewalt und Beleidigung als Waffen im Job - ein Männerding


Entschuldigung, aber es geht um das bedauernswerte dumme Ar***Loch - 


Wirklich wahr? - 


„Erlauben Sie mir die Feststellung, dass Sie einfach ein bedauernswertes dummes Arschloch sind?“ 


„Derartige Äußerungen“, so ist von Anwaltsseite zu lesen, „pfeffern sich im persönlichen Streit befindliche Anwälte um die Ohren. “ In einem Fall musste der Bundesgerichtshof (BGH) entscheiden, ob der Kläger als tituliertes „bedauernswertes dummes Arschloch“ Ansprüche auf Unterlassung und Geldentschädigung geltend machen kann. Es ging hin und her in dem Rechtstreit, gekämpft wurde mit harten Bandagen - verbal. 


Bis hierhin ist alles wahr! Nachzulesen im Urteil des BGH vom 14. November 2017, Aktenzeichen VI ZR 534/15.


„Unerträglich“, findet Jus Dillon-Wurst, hebt den Kopf und legt seine riesigen Hände auf die Fachzeitschrift, auf deren Seiten er eben noch mit weit aufgerissenen Augen gestarrt hat.


Der Senior-Partner der Großkanzlei „Cornwall and more“ ist am Boden zerstört. Er schäme sich, wie er sagt, für seine Berufskollegen. Früher, als er ein junger Jurist war, hätten sich seine Kollegen noch duelliert, sie wären abends in die Kneipe gegangen, um zu wetten, wer nach so und so vielen Schnäpsen schneller vom Keipenhocker fällt. Und nicht selten krachten Fäuste auf Nasenbeine.


Dillon-Wurst erklärt, im nicht ganz so ernst gemeinten Interview, die Hintergründe.


Herr Dillon-Wurst, was passt Ihnen nicht an diesen verbalen Attacken?


Jus Dillon-Wurst: Die heutigen Kollegen, vor allem die jungen, sind einfach peinlich.


Das ist zu pauschal.


JDW: Sie wollen es mal wieder genau wissen, oder? Na gut. Das sind Weicheier. Schreien kann jeder, argumentieren auch, wenn er halbwegs klar im Kopf ist. Aber seinen Mann stehen, wenn er es muss, das ist eine Kunst.


Eine, die Sie damals beherrscht haben?


JDW: Sie Schleimer. Aber ja, ich konnte tatsächlich austeilen. Nicht selten trafen wir uns als junge Anwälte abends im Stadtpark. Wir waren Gegner, weil unsere Mandanten Gegner waren.


Sie benutzten Waffen?


JDW: Naürlich! Die zwei, die Sie auch haben: Fäuste.


Wie primitiv.


JDW: Sie Weichei! Glauben Sie wirklich, Fäuste seien nur dafür da, um sie im Winter in Handschuhe zu stecken? Mitnichten. Die können sie sogar argumentativ einsetzen. Und das beste Argument sitzt noch immer an derselben Stelle wie das Nasenbein.


Sind Sie nun Mediziner oder Jurist?


JDW: Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Kommen Sie heute Abend in den Stadtpark. Dort zeige ich Ihnen, wo Ihr Nasenbein sitzt. Und danach sagen Sie mir, wer recht hat.


Darf ich auch ein Kamerateam und eine Reporterin aus der Redaktion mitbringen?


JDW: Bringen Sie mit, wen Sie möchten, aber unbedingt einen Verbandskasten.


#####Achtung! Satire! #####


Mir fiel keine geeignetere Kunstgattung ein als die Satire, um auf das real existierende Phänomen der beleidigenden, brüllenden, vor Wut schnaubenden oder gar schlagenden Mitarbeiter und Chefs hinzuweisen.


Es geht um jede Form von Gewalt im Berufsleben. Um Beleidigung und um körperliche Übergriffe. Vorgesetzte, Mitarbeiter, Kollegen - mal sind sie Täter, mal Opfer. 


Auch um sich bekriegende Selbstständige, wie etwa Anwälte, Ärzte, Bauunternehmer oder Pfarrer, sollten wir uns hier kümmern beim Thema Gewalt. Die Liste ist noch sehr viel länger. 


Und, ja, ich lasse das :innen weg. Kein Gendern an dieser Stelle. Denn gerade um die Männer geht es. Auch Frauen keifen sicher mitunter im Job. Aber der Mann ist qua Evolution nunmal der, der mit beiden Fäusten drohend auf eine manchmal nicht ganz so breite Brust trommelt. 


Und das geht gar nicht. Nicht im Beruf, wo die meisten von uns nunmal die meiste Zeit des Tages verbringen. Den Großteil ihrer Lebenszeit. 


Was aber tun, wenn es "auf Arbeit" gar zum Äußersten kommt? Wenn zu verbaler Gewalt die tätliche hinzukommt, welchen Ausweg gibt es dann?


Gar zu einer Bluttat kam es vor einigen Jahren in einer radiologischen Praxis in Marburg. Zwei Mediziner waren damals durch Schüsse ums Leben gekommen. Laut Staatsanwaltschaft erschoss einer der beiden Männer den anderen Arzt und nahm sich dann selbst das Leben 


Andere Menschen seien nicht beteiligt gewesen, auch sei niemand weiteres verletzt worden, hieß es. 


Nach Medienberichten ergaben die Ermittlungen, dass der Schütze 14 Schüsse auf sein Opfer abgegeben hatte, bevor er die Waffe auf sich richtete. Hintergrund der Tat, so heißt es weiter, soll laut Staatsanwaltschaft ein Streit über die Zukunft der gemeinsamen Praxis gewesen sein. Teilhaber waren die beiden Ärzte. 


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